Pressebericht HNA 31.05.2023

Mittwoch, 31. Mai 2023, Mündener Allgemeine / Lokales

Ein ungebetener Gast

Marika Wedekind aus Hemeln veröffentlicht Buch über Parkinson

VON PETRA SIEBERT

Marika Wedekind hat es verstanden, ihre Krankheit in einem Buch in einer außergewöhnlichen selbstkritischen Form, gespickt mit Humor, zu schreiben. Foto: Petra Siebert

Hemeln – „Wenn ich auf meine Krankheit angesprochen wurde, habe ich gar nicht reagiert. Egal wer es war, ich habe ihn stehen lassen und bin dann einfach weggegangen. Manchmal sagte ich auch klar und deutlich, dass ich darüber nicht reden würde.“

Das ist ein Zitat aus dem Buch „Mein (P) Buch, die Geschichte von einem ungebetenen Gast“, geschrieben von Maria Isabella, besser bekannt unter Marika Wedekind aus Hemeln, einer mitten im Leben stehenden Powerfrau, die ihren Weg mit einer sich schleichend immer weiter verschlimmernden Krankheit beschreibt.

Vor zwölf Jahren erhielt sie die Diagnose, an Parkinson erkrankt zu sein. In ihrem Buch schreibt sie immer nur von (P), sie nennt nie den Namen der Krankheit. „Diese (P) Erkrankung habe ich nicht akzeptiert“, erklärt sie. „Werde ich und will ich auch nicht. Ich kann einen Feind, der meinen Körper zerstört, nicht akzeptieren.“

Sie habe in den Jahren gelernt mit (P) zu leben oder besser gesagt, sich mit ihm zu arrangieren. „Ich habe aber festgestellt, dass ich durch (P) auch andere Seiten an mir entdecken durfte, die ich vorher nicht kannte und die mir nie bewusst waren“, so Wedekind.

„Ich hatte eigentlich nie die Idee über meine Krankheit zu schreiben, denn ich wollte mich nicht mehr als nötig mit (P) beschäftigen“, erzählt die Autorin.

Da sie gerne Tagebücher bei Besuchen ihrer Tochter geschrieben hat, ermutigte ihre Freundin Marianne Görnandt sie, ein Buch über (P) zu schreiben. Doch es dauerte eine Weile von der Idee zum Umsetzen.

Zunächst war der Sinn die Gefühle auf Papier zu bringen, sich den Kummer von der Seele zu schreiben und die Gedanken an die Krankheit im Unterbewusstsein zu verarbeiten. Nach dem Niederschreiben einiger Begebenheiten ging es ihr besser. Doch dann kam die Idee, anderen Betroffenen, die das gleiche Schicksal ereilt hat, zu helfen und Mut zu machen. Marika Wedekind beschreibt die Krankheit als einen ungewollten Partner, einen Untermieter, ein ungebetener Gast, der ein Schmarotzer und dickfellig ist, der sich eingenistet hat und nicht mehr geht. „Ich habe mich weitestgehend davon befreit, es gibt im Leben noch mehr als (P), ich versuche frei zu sein, mich nicht rein zu steigern“, macht sie deutlich.

In dem Buch lässt sie ihre Dialoge mit (P) einfließen. Es soll nach ihrer Darstellung so für den Leser gut nachvollziehbar sein, wie ihr Verhältnis zu (P) ist, wie sie damit lebt und was (P) alles mit mir macht. Und zwischendurch meldet sich auch mal eine selbstkritische Stimme zu Wort, sie beginnt immer mit „Hallo Frau Wedekind“.

„Ich werde das Buch auch Frank Elsner schicken, er ist auch an (P) erkrankt. Ich weiß, dass ich ein wenig verrückt bin, aber es ist ein Wunsch oder eigentlich mehr ein Ziel, mein fertiges Buch in der NDR-Talkshow vorstellen zu dürfen. Und ein Traum: Dabei neben Udo Lindenberg zu sitzen.“

Eine Botschaft von der Autorin: „Ich möchte mit meinem Buch erreichen, dass Betroffene lernen, mit der Krankheit zu leben, sie trotzdem nicht einfach hinnehmen, sondern kämpfen. Sie sollen sich nicht gehen oder einnehmen lassen.“

Vier Jahre, mit längeren Unterbrechungen, hat es gedauert, bis das 270-Seiten-Buch fertig war, nun ist es im Selbstverlag in einer Auflage von 300 Exemplaren erschienen.

Die Illustrationen und Titelgestaltung stammen von Sarah Wolf von der Wunderkammer aus Hann. Münden. „Sie hat die Illustrationen, so wie ich sie im Kopf hatte, umgesetzt“, erläutert Wedekind.