Pressebericht HNA 20.01.2022

Donnerstag, 20. Januar 2022, Mündener Allgemeine / Titelseite

Auszeichnung für Zimmerei Lotze-Franke

Hemeln – In Handwerksberufen gibt es nur wenige Frauen. Allgemein gilt die Branche als „Männerdomäne“. Die Unternehmerfrauen im Handwerk wollen das nun ändern. Damit Mitgliedsbetriebe zeigen können, dass sie sich für Gleichstellung einsetzen, gibt es ein Siegel. „Handwerk ist hier auch Frauensache“ ist darauf zu lesen. Die Zimmerei Lotze-Franke in Hemeln wurde als erster Betrieb mit dem Siegel ausgezeichnet. „Ich habe mich beworben, weil ich die Rolle der Frauen, vor allem im Baubereich, stärken möchte“, sagt Meike Lotze-Franke, die zusammen mit ihrem Mann den Betrieb führt. Stolz sei man, dass gerade ein Betrieb aus Niedersachsen die erste Auszeichnung erhalten habe, so die Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk, Tatjana Lanvermann. jed

Donnerstag, 20. Januar 2022, Mündener Allgemeine / Lokales

Frauen fürs Handwerk

Siegel zeichnet Gleichstellung in Betrieben aus

VON JENS DÖLL

Handwerk ist hier auch Frauensache: Tatjana Lanvermann (von links), Michael Franke, Meike Lotze-Franke, Heidi Kluth, Carolin Fette und Andreas Gliem. Foto: Jens Döll

Hemeln – „Handwerk ist hier auch Frauensache“ ist der Name einer Auszeichnung, die an Handwerksbetriebe verliehen wird, die sich dafür einsetzen, dass Frauen und Mädchen im Handwerk fußfassen können. Das Siegel wird vom Bundesverband der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) verliehen.

Als erster Betrieb wurde die Schreinerei Lotze-Franke in Hemeln ausgezeichnet. Der Betrieb im Dorf an der Weser hat mit Carolin Fette eine Auszubildende. Die Wiershäuserin ist im dritten Lehrjahr als Schreinerin. Sie kam durch eine Berufsinformationsveranstaltung an ihrer Schule zum Handwerk. „Das Vorurteil, Handwerk ist Männersache, existiert leider immer noch“, sagt UFH-Bundesvorsitzende Tatjana Lanvermann, die zur Siegelübergabe angereist war. Ebenso vor Ort war ihre Vorgängerin Heidi Kluth. Sie ist die Ideengeberin für das Projekt. „Wir sorgen mit dem Siegel dafür, dass Frauen im Handwerk stärker wahrgenommen werden“, so Lanvermann. Das Siegel soll die Hemmschwelle für Frauen senken, Handwerksberufe zu ergreifen.

Wichtig, so die Frauen, sei das Wort „auch“ in dem Siegel. „Das soll heißen, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer natürlich willkommen sind.“ Meike Lotze-Franke, Geschäftsführerin der Schreinerei, berichtet, dass sie ihren Betrieb für das Siegel beworben habe, weil sie die Rolle der Frauen im Handwerk, vor allem im Baubereich, stärken wolle. Laut Unternehmerfrauen haben sich bis jetzt 30 Betriebe erfolgreich beworben. Die Betriebe können sich online registrieren, sie müssen aber Mitglied der Unternehmerfrauen im Handwerk sein. „Nur wir dürfen das Siegel verleihen“, sagt Tatjana Lanvermann. Um die Plakette zu bekommen, müssen sie einige Bedingungen erfüllen.

Unter anderem muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, der Aussagen zum Thema Förderung von Frauen enthält. Aussagen, die die Betriebe erfüllen müssen, sind: Frauen und Männer arbeiten in unserem Betrieb gut zusammen“ und „Gleichberechtigung ist Teil der Unternehmenskultur“. Zudem muss einer Selbstverpflichtung zugestimmt werden. Mit der Auszeichnung können die Betriebe dann gezielt auf dem Ausbildungsmarkt werben. Der Bundesverband stellt Material für die Internet- und Social-Media-Auftritte der Betriebe zur Verfügung. Die Ausbildungssituation im Raum Göttingen im Bereich Zimmerei sehe vergleichsweise gut aus, sagt Michael Franke, Geschäftsführer der Zimmerei Lotze-Franke. Das sei in anderen Bereichen allerdings nicht der Fall, fügt Andreas Gliem von der Kreishandwerkerschaft Südniedersachsen hinzu. Gerade das Lebensmittelhandwerk, darunter Fleischer und Bäcker, habe extreme Probleme. „Die Perspektiven im Handwerk sind aber glänzend“, sagt er. „Wir suchen schlaue Leute“, sagt Gliem. Betriebe versuchen mittlerweile gezielt Gymnasiasten für eine Ausbildung anzusprechen. Auch um Frauen in den Berufen werde intensiver geworben.