Pressebericht HNA 02.07.2022

Samstag, 2. Juli 2022, Mündener Allgemeine / Lokales

Kommt die Weserbrücke?

Reinhardshagen und Münden loten Zusammenarbeit aus

Zusammenarbeit über die Weser hinweg: Wie die zwischen Reinhardshagen und Münden aussehen kann, wurde mit einer Machbarkeitsstudie in Hemeln vorgestellt. Wichtig war mehreren Besuchern der Erhalt der Fähre. Foto: Bernd Schünemann

Reinhardshagen/Hemeln – Über das Thema Zusammenarbeit wird in Reinhardshagen und Hemeln schon seit vielen Jahren immer wieder gesprochen. Jetzt liegt zum ersten Mal eine Machbarkeitsstudie vor: Sie zeigt Möglichkeiten, wie die Kommunen trotz ihrer Lage in zwei Bundesländern zum Nutzen beider zusammenarbeiten könnten. In einer Infoveranstaltung im Dreschschuppen in Hemeln stellten Verfasserin Carmen Möller und die Lenkungsgruppe das Ergebnis vor.

Im Mittelpunkt stand die Daseinsvorsorge, um die drei Orte Veckerhagen und Vaake sowie Hemeln für die Zukunft attraktiv zu machen. Gleichzeitig wurde geguckt, wie Reinhardshagen und Münden bei einer Zusammenarbeit Synergien nutzen und Kosten sparen können.

Für beide Kommunen formulierte Möller die Rahmenbedingungen, unter denen sie künftig arbeiten müssen. Reinhardshagen habe sinkende Einwohnerzahlen bei „hohen Fixkosten“ für die Infrastruktur der Gemeinde. Münden habe eine stabile Einwohnerzahl, müsse aber seine Leistungen auf einer großen Fläche erbringen. Möller ist in der Region bekannt: Sie hat die Gemeinden Oberweser und Wahlsburg bei ihrem Zusammenschluss zum Wesertal begleitet. Als konkrete Punkte für eine Zusammenarbeit nannte Carmen Möller unter anderem die Bauhöfe (Vertretung, gemeinsame Nutzung von Maschinen), Brandschutz und Feuerwehr, Vereins- und Sportförderung (gemeinsame Nutzung von Einrichtungen), Kinderspielplätze (Bauhofdienstleistungen) sowie die gemeinsame Nutzung von Dorfgemeinschaftshäusern. Knut Dolle, Vorsitzender des Veckerhäger Sportvereins, erkundigte sich nach einer Zusammenarbeit mit Münden bei der Sanierung oder dem Neubau des Vaaker Hallenbades. Bürgermeister Dannenberg sieht dazu angesichts der schlechten Finanzlage mittelfristig „keine große Chance“. Ein wichtiger Aspekt aus Reinhardshäger Sicht ist eine dauerhafte wetterunabhängige Verbindung zwischen den Orten. Das könnte eine Brücke sein. Fraglich war aus Sicht der Zuhörer, ob die finanzierbar ist. Deutlich sprachen sich Besucher für den Erhalt der Fähre aus. Sollte eine Brücke gebaut werden, sei der Fährbetrieb nicht mehr wirtschaftlich. Die Informationen aus der Studie sollen auf den Internetseiten beider Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Dort können sich die Bewohner noch einmal informieren und sich bei Fragen an die Mitglieder der Lenkungsgruppe wenden. ber

Service: Nach der Info-Veranstaltung für die Bürger von Reinhardshagen und Hemeln wird die Studie auch den Gemeindevertretern und Ratsmitgliedern der Kommunen vorgestellt. Die Gremien tagen gemeinsam öffentlich am Donnerstag, 7. Juli, ab 15 Uhr im Rittersaal des Welfenschlosses.

Das sagen…

Thomas Baake

Hemelns Ortsbürgermeister Thomas Baake sprach von einem „langwierigen Prozess“, der jetzt den beiden Kommunen und den Bewohnern bevorstehe. Dann nutzte Baake die Veranstaltung zu praktischer interkommunaler Zusammenarbeit. Er lud für das erste Wochenende im August zur Weserbeleuchtung ein, die Reinhardshagen und Hemeln zusammen veranstalten. Am 8. Juli gibt es im Dreschschuppen die Hemelner Kurzkirmes, am 9. Juli gibt es Tanz im Dreschschuppen.

Albert Kauffeld

Vor zehn Jahren habe es einen erneuten Anstoß gegeben, länderübergreifend über Zusammenarbeit zu sprechen, erklärte der Reinhardshäger Beigeordnete Albert Kauffeld. Beide Kommunen hätten große Aufgaben vor sich, die die Bürger finanzieren müssten. Deshalb sei es wichtig, sich Gedanken über eine gemeinsame effektive Nutzung der Infrastruktur zu machen. Werde diese Chance jetzt vertan, „ist es fraglich, ob es eine neue Chance gibt“, sagte Kauffeld in Hemeln.

Tobias Dannenberg

„Wir sollten uns nicht an der Brücke festbeißen“, sagte Mündens Bürgermeister Tobias Dannenberg im Laufe der Veranstaltung. Auf der Basis der Machbarkeitsstudie sollten beide Gemeinden „jetzt gucken, was machbar ist“.

Dafür sprach sich auch der Reinhardshäger Parlamentschef Wolfgang Bertelmann aus. Die Studie sei die Diskussionsgrundlage, um zu gucken, „was wir zusammen hinkriegen“. Die Diskussion sollte nicht auf die Brücke reduziert werden.

Klemens Kahle

„Wer Straßen baut, der erntet Verkehr“, sagte der Veckerhäger Klemens Kahle zum Vorschlag, eine Brücke über die Weser zu bauen. Für ihn sei die kommunale Zusammenarbeit über den Fluss hinweg wichtiger. Reinhardshagen sollte überlegen, wie die beiden Ortsteile interessant und attraktiv für junge Familien werden könnten. Dazu gehören aus seiner Sicht beispielsweise kulturelle Angebote wie Konzerte. „Dafür braucht man keine Brücken-Diskussion“, unterstrich Kahle.