Pressebericht HNA 10.10.2023

Dienstag, 10. Oktober 2023, Mündener Allgemeine / Lokales

Neubau nach Dreißigjährigem Krieg

UNSERE KIRCHEN – Das Kirchenschiff der Marienkirche in Hemeln stammt aus 1681

VON PETRA SIEBERT

Viele spannende Geschichten haben die Gotteshäuser in Hann. Münden, Staufenberg und in der Samtgemeinde Dransfeld zu erzählen. Heute stellen wir die Marienkirche in Hemeln vor.

Die Deckenuntersicht besteht aus breiten gesägten Dielen, wie sie im Bramwald hergestellt wurden. Zu sehen auch der Taufbaum, den es seit 2010 gibt. Eltern der Täuflinge können Holzherzen selbst gestalten und an den Taufbaum hängen. Fotos: petra siebert

Hemeln – Klein aber fein, einladend, fast gemütlich lässt sich die Marienkirche in Hemeln in Kürze beschreiben. Sie hat eine lange Geschichte, denn der Vorläuferbau ist um 1175 entstanden. Die damals viel kleinere Kirche reichte für Hemeln aus, da der Ort damals nur 50 Einwohner hatte.

Der Standort befindet sich neben einer ehemaligen Furt und dem damaligen Einfluss des Hellegrabens in die Weser.

Das heutige Kirchenschiff ist im Vergleich zu seinem Vorläuferbau viel größer und stammt aus dem Jahr 1681. Der Grund für den Neubau lag darin, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht nur das Dorf ausgeplündert und zwölf Häuser restlos abgebrannt waren, sondern auch der damalige Hemelner Pfarrer erschlagen wurde und man versucht hatte, das Dach des Kirchturmes und des Kirchenschiffes anzuzünden.

Die Glocken geraubt, die Fenster und Tür eingeschlagen. Eindringender Regen und Frost führten in der Folgezeit dazu, dass das Kirchengebäude baufällig wurde. Ein Gesuch des damaligen Superintendenten an den König von Hannover auf eine Sammlung zugunsten der Kirchenreparatur wurde genauso wenig genehmigt wie eine Bitte um Erlass der Steuern für das hoch verschuldete Dorf.

Denn die Hemelner hatten schon 1664 ihr Pfarrhaus und 1670 ihr Schulhaus wieder neu aufgebaut.

Daher war es erst 1681 so weit, dass die Hemelner Bürger und Gemeindemitglieder unter großen persönlichen Opfern das neue, nun der größeren Gemeinde entsprechende neue Kirchenschiff aufbauten. Das Baumaterial stammt aus dem Abbruch des alten Kirchenschiffes, der alten Friedhofsmauer und aus der Ruine der Bramburg. Das Datum des Neubaus ist über dem Eingang zum neuen Kirchenschiff zu lesen „- Gott allein die Ehre – Dies Gotteshaus ist erbaut Anno 1681“. Die Hemelner nutzen ihre Kirche nicht nur für Gottesdienste. Es herrscht ein reges Gemeindeleben. Konzerte der örtlichen Chöre, des Musikexpress und Lesungen finden dort statt. Die Plattdeutschgruppe des Ortes gestaltet Gottesdienste in Plattdeutsch.

Kuhlmann-Orgel

Eine erste Orgel in der Marienkirche wird in den Kirchenbüchern 1743 erwähnt. Die heutige denkmalgeschützte Orgel wurde wohl vor 1820 gebaut und stammt wohl aus der Orgelbauerdynastie Kuhlmann/Eder aus Gottsbühren im Reinhardswald.

Nach einigen kleineren und größeren Um- und Anbauten erfolgte 1993 eine denkmalsmäßige Restaurierung, bei der die Orgel wieder in ihren ursprünglichen Zustand von vor 1820 rekonstruiert wurde. Die Kosten betrugen 177 000 D-Mark. Sie wurden zur Hälfte von der Gemeinde aufgebracht.

Die Orgel wurde 1993 bei einer Restaurierung wieder zurück in ihren ursprünglichen Zustand von vor 1820 gebracht.

Der Kanzelaltar

Mit dem Neubau des Kirchenschiffes wurde zunächst ein Kanzelaltar eingebaut. Der Kanzelaltar wurde 1686 fertiggestellt und war somit einer der ältesten Kanzelaltare der Region. Er bestand zum einen aus einem schlichten steinernen Altar, der den Tisch des letzten Abendmahles Jesus mit seinen Jüngern symbolisiert.

Darüber befand sich ein dreiteiliges Altarbild, dass die Altarwand mit der Altarkanzel bildete. Die Altarwand ist wiederum auf drei Ebenen aufgebaut. Auf der untersten Ebene befindet sich eine grobe Flachschnitzerei die das Abendmahl Jesus in Anlehnung von Leonardo da Vinci’s Abendmahl als grob ausgeführte und ausgemalte Flachschnitzerei darstellt.

Die Kanzel, von der der Pastor seine Predigt führte, befand sich ursprünglich im Mittelteil des Altars. Rechts und links vom Mittelfeld des Altars stehen je zwei figürliche Darstellungen der Evangelisten also Matthäus, Marcus, Lucas und Johannis.

Im Zuge der Kirchenrenovierung 1966 wurde der ursprüngliche Kanzelaltar umgebaut. Die Kanzel wurde vom Altar entfernt und an die rechte Kirchenschiffseite gestellt.

Das durch die Entnahme der Altarkanzel entstandene Loch wurde durch eine etwas düstere Ausmahlung einer Landschaft mit großem schlichtem Holzkreuz geschlossen.

Der Kirchhof

Bis 1882 wurde der Kirchhof auch als Friedhof genutzt. 1783 stand die Pflanzung einer Linde, zum 300. Geburtstag von Martin Luther, an – sie steht aber schon lange nicht mehr.

Heute wird der Kirchhof von zwei Sommerlinden geprägt. Die Jüngere wurde 1983 vom damaligen Ortsheimatpfleger Herrn Henkel anlässlich des 500. Geburtstages von Martin Luther gespendet und von dem damaligen Konfirmandenjahrgang gepflanzt.

Die jetzige Hemelner Kirche wurde mit Materialien aus dem Abbruch des alten Kirchenschiffes, der alten Friedhofsmauer und aus der Ruine der Bramburg gebaut.