Dienstag, 19. Juli 2022, Mündener Allgemeine / Lokales
Die Welt des Tangos
Liederabend in Hemeln mit Seulki Lee und Chan Yang Park
VON HANS-PETER NIESEN
Hemeln – Herzlichkeit, exzellente Musiker und Gaumenkitzel: In diesem Dreiklang bewegte sich der Tangoabend im Liederhof Hemeln, zu dem der kleine Verein „Kul-Türchen“ eingeladen hatte. Die Gäste im voll besetzten Hof waren begeistert. Sie forderten gleich drei Zugaben ein.
Für die Herzlichkeit sorgten die Gastgeber Gabriele und Peter Leppin, die viele der Besucher persönlich kannten und mit jedem bei der Begrüßung wenigsten ein paar Worte wechselten. Für die Musik sorgte das in Kassel lebende südkoreanische Ehepaar Seulki Lee (E-Piano) und Chan Yang Park (Querflöte). Das Essen mit Rezepten aus Argentinien bereiteten Sascha und Daniela Heckmann zu, Freunde der Leppins aus Bebra, die unter anderen auf Mittelalter-Märkten kochen.
Bevor sich Seulki Lee und Chan Yang Park dem Höhepunkt des Abends, Arturo Piazollas (1921-1992) „L’Histoire du Tango“ widmeten, gingen sie mit ihrer Musikauswahl rund 200 Jahre zurück in die Vergangenheit.
Zunächst spielten sie von dem wallonisch-französischen Komponisten Francois Joseph Gossec (1734-1829) die bekannte Gavotte und das Stück Tambourin. Gossec sei der „offizielle Komponist“ der Französischen Revolution gewesen, sagte Peter Leppin, der launig und kenntnisreich durch das Programm führte.
Für die beiden Musiker war es die erste Gelegenheit, ihre technische Perfektion und ihre unglaubliche Harmonie als Duo zu zeigen. Kein Wunder: Die beiden sind ein Paar und seit einem Jahr verheiratet, verriet Peter Leppin.
Weiter ging es mit einer ungarischen Hirtenfantasie von Albert Franz Doppler (1821-1883) und dem auf Johann Sebastian Bachs fußenden „Ave Marie“ von Charles Gounod (1818-1893), einem der bekanntesten Werke der klassischen Musik.
Schließlich kam der Tangoteil, nicht der traditionelle Tango Argentino, der seit 2009 unter dem Schutz des immateriellen Kulturerbes der Unesco steht und der untrennbar mit dem Nachtleben in Buenos Aires und seinen Tanzveranstaltungen (Milongas) verknüpft ist, sondern der neue Tango. Mit ihm wurde Piazolla zum Aushängeschild dieser Musikrichtung mit Fans in aller Welt. Und natürlich in Hemeln: Das Publikum forderte gleich drei Zugaben ein, bei einer stieg Peter Leppin sogar als Sänger mit ein.
Das gemeinsame Mahl unter anderen mit Teigtaschen und einer Festtagssuppe nach Art der Gouchos, argentinische Viehhalter, bildete den krönenden Abschluss des Abends. An ihm nahm auch das sympathische Musikerpaar teil. Sie blieben zum Schluss: Gesprächsstoff gab es mehr als genug, über das Konzert und vieles andere mehr.