Pressebericht HNA 23.10.2020

Freitag, 23. Oktober 2020, Mündener Allgemeine / Titelseite und Lokales

Supermarkt auf Rädern ist in der Region unterwegs

Seit 45 Jahren fahren die Wagen der Firma Lemke durch das Dreiländereck Niedersachsen-Thüringen-Hessen. Die „rollenden Supermärkte“ halten auf dem Land und in der Stadt – überall, wo es die Kunden schwer haben, selbst einzukaufen. Unser Foto zeigt Marktleiter Michael Karl mit seiner langjährigen Kundin Emmi Bührmann in Hemeln. Sie ist froh, drei Mal die Woche vor der Haustür einkaufen zu können, sagt sie gegenüber unserer Zeitung. Auto fahre die 85-Jährige nicht mehr. Was sie sonst brauche, bringe die Familie vorbei. Mehr über den „rollenden Supermarkt“ erfahren Sie in unserer Reihe „Mobilität“ im Lokalteil. kim ➔ SEITE 3

Seit 45 Jahren rollt der Laden

MOBILITÄT – Lemke’s Supermarkt fährt bis ans Haus

VON KIM HENNEKING

Ob mit Auto, Rad, Flugzeug oder Zug: Die Menschen sind viel und ständig unterwegs. In unserer Herbstserie „Mobilität“ berichten wir über alle Facetten rund um dieses Thema. Heute: Lemke´s rollender Supermarkt.

Hemeln – Die beigen Wagen mit dem orangenen Streifen, der tanzenden Ananas und ihren schrillen Klingeln sind auf dem Dorf rund um Göttingen wohl bekannt. Seit 45 Jahren fahren Lemke’s rollende Supermärkte durch die Region. Wer nicht mobil ist, kann direkt vor der Haustür einkaufen.

So auch drei Mal die Woche in Hemeln. Hier hält Marktleiter Michael Karl dienstags, donnerstags und samstags ab 11 Uhr. Seine Tour führt den gelernten Bäcker von Göttingen über Hann. Münden nach Kassel. An anderen Tagen ist er in Richtung Duderstadt unterwegs.

„Als der Supermarkt in Hemeln zugemacht hat, hat man uns angerufen. Seitdem kommen wir“, erinnert sich Karl. Er arbeitet seit 15 Jahren als Fahrer, Verkäufer und Kassierer, sogenannter Marktleiter seines Wagens. An Bord hat er mehr als 2000 Artikel des täglichen Bedarfs. Was er nicht dabei hat, wird bestellt und beim darauf folgenden Besuch mitgebracht.

Karl hält in mehreren Straßen des Dorfs. Seine Ankunft kündigt er mit klingeln und hupen an. Für Kunden, die nicht gut zu Fuß unterwegs sind, hält der Wagen direkt vor der Haustür. Zum Einkaufen kämen alle Altersklassen. Die meisten Kunden seien Rentner oder hätten keinen Führerschein. „Sie sind froh, dass ich komme“, ist Karls Eindruck. Er kennt alle Kunden mit Namen. Und wenn sie einmal wegen privater Termine nicht einkaufen können, melden sie sich vorher ab.

Zur Stammkundschaft in Hemeln gehört die 90-jährige Gerda Jatho. Sie fährt kein Auto mehr und pflegt ihren Ehemann, erzählt sie. Drei Mal die Woche kaufe sie bei Lemke ein. „Wir sind froh, dass wir die haben“, sagt die Seniorin. Ihre Kinder kauften für sie in der Stadt ein. „Das ist sympathisch vor Ort“, sagt die 72-jährige Ingrid Weitner. Auf ihrer Einkaufsliste stehen Brot, Nudeln, Joghurt und mehr. Für den Großeinkauf fahre sie regelmäßig mit dem Auto in die Stadt. Willi Pape kommt mit dem Auto zur Haltestelle am Dorfplatz. Er kauft eine Zeitung und Lebensmittel. „Das meiste kaufen wir hier“, sagt der 82-Jährige. Der Supermarkt habe alles, was er brauche, halte direkt vor der Tür und sei günstig. Den Großeinkauf erledige auch er in der Stadt. Über den Fahrer sagt Pape: „Er ist die Freundlichkeit in Person. Hat immer ein nettes Wort.“

Pro Tag versorgt Karl etwa 70 Kunden, berichtet er. Sein Tag beginnt um 6.30 Uhr mit dem Befüllen der Kühlregale und endet um 17 Uhr mit der Abrechnung. Während Corona habe sich die Nachfrage stark erhöht. „Ältere trauen sich nicht mehr, in die Geschäfte zu fahren“, berichtet Karl. Nun kommen die Leute einzeln und mit Maske in den Wagen.

Seit Gründung des Geschäfts habe sich das Einkaufsverhalten der Kunden enorm verändert, berichtet Firmengründer Hans-Heinrich Lemke. Fertigprodukte seien beispielsweise stärker nachgefragt. Mit den Jahren habe sich auch die Kundenstruktur verändert: Senioren ziehen vom Dorf ins Altenheim, Jüngere arbeiten, während der Wagen unterwegs ist. So bedienten Lemke’s Supermärkte nun auch Seniorenheime. „Die Nachfrage ist riesengroß, auch in den Städten wie Hann. Münden und Göttingen“, sagt Lemke.

Große Auswahl: Michael Karl ist Fahrer bei Lemke’s rollender Supermarkt, wo es Getränke, Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fleisch, Brot und mehr gibt. Was fehlt, wird bestellt.
(Alle Fotos: Kim Henneking)