Donnerstag, 24. April 2025, Mündener Allgemeine / Altkreis Münden
Plattdeutsch-Beauftragter geht
Irmtraut Gralla und Anke Herzmann übernehmen Ehrenamt von Willi Pape

Hemeln – „Es ist nicht leicht loszulassen“, betonte Willi Pape, als er kürzlich als Plattdeutsch-Beauftragter für Hann. Münden und Staufenberg verabschiedet wurde. Acht Jahre hatte er das Ehrenamt ausgeübt. Sein Wunsch: Das Amt in jüngere Hände zu legen. Kreisrat Conrad Finger, Dezernent für Jugend, Soziales, Bildung, Sport und Kultur, dankte ihm und überreichte ein Buchgeschenk des Landkreises. Ortsbürgermeister Thomas Baake schloss sich dem Dank im Namen von Rat und der Stadt Münden an und überraschte ihn mit einer „Männerblume“, einer hausgeschlachteten Mettwurst.
In gleicher Runde wurden Irmtraut Gralla aus Hemeln und Anke Herzmann aus Bühren nach dem Beschluss des Kreisausschusses im März als ehrenamtliche Beauftragte für die Niederdeutsche Sprache (Ostfälisch) des Landkreises Göttingen bestellt. Conrad Finger überreichte den beiden Frauen die Ernennungsurkunden und Blumen. Ebenfalls mit Blumen war Thomas Baake der erste Gratulant.
Irmtraut Gralla und Anke Herzmann sind nun gleichberechtigte Beauftragte für die Niederdeutsche Sprache des Landkreises Göttingen für den Bereich des Altkreises Münden (inklusive Staufenberg und Dransfeld). Sie übernehmen den Aufgabenbereich, den Willi Pape allein inne hatte.
Irmtraut Gralla und Anke Herzmann sind nun Ansprechpartnerinnen bei allen Fragen und Anliegen zum ostfälischen Platt. Sie sollen diese fast schon vergessene Regionalsprache pflegen und fördern. Zu den Themen und Angeboten gehören unter anderem die Unterstützung und Vernetzung von örtlichen Zusammenkünften, Initiativen sowie Vereinigungen, bei denen Plattdeutsch gesprochen wird. Auch Angebote zu regelmäßigen Treffen für Menschen, die gerne Plattdeutsch hören oder es zusammen mit anderen selbst sprechen möchten, zählen zum Aufgabengebiet der beiden Frauen. Genauso wie Mitarbeit und Organisation plattdeutscher Veranstaltungen und Plattdeutschkurse (auch online). Doch damit stehen die Beauftragten nicht alleine. Denn die Servicestelle Bürgerschaftliches Engagement des Landkreises Göttingen bietet eine zentrale hauptamtliche Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Engagement und Ehrenamt.
Zuvor wurde in einer gemütlichen Kaffeerunde geplaudert – teils in Platt, teils in Hochdeutsch. Dabei wurde deutlich, dass es für die Menschen in den Ortschaften viel bedeutet, Platt zu sprechen und wieder aufleben zu lassen. Vor drei Generationen war Platt flächendeckend die vorherrschende Alltagssprache in den Dörfern des Landkreises. „Es geht um Heimat, Tradition und Kultur“, betonte Finger. „Die Menschen brauchen Regionales, Geborgenheit und ein Zusammengehörigkeitsgefühl“.
Willi Pape erzählte aus den zehn Jahren, die er zusammen mit Bernhard Peters, die Plattdeutsch AG in der Hemelner Grundschule geleitet hat. „Noch immer sprechen mich die Kinder als Unkel Willi an“, freute er sich.
PETRA SIEBERT