Pressebericht HNA 25.07.2023

Dienstag, 25. Juli 2023, Mündener Allgemeine / Lokales

„Wohl der Kinder steht ganz oben“

Die Kindertagesstätte in Hemeln feierte ihr 60-jähriges Bestehen

VON PETRA SIEBERT

Auf dem Klettergerüst von vor 60 Jahren toben die Hemelner Kita-Kinder auch heute noch gerne. Leiterin Sabine Grünewald (vorne), die Erzieherinnen Tamara Koch (rechts) und Denise Andrä (links) sorgen dafür, dass sich die Mädchen und Jungen wohl fühlen. Foto: Petra siebert

Hemeln – Wie sich die Betreuung in Kindergärten in sechs Jahrzehnten verändert hat, wird in Hemeln ganz deutlich. Denn die evangelische Kindertagesstätte (Kita) besteht 60 Jahre. Aufgrund von Personalengpässen gab es zum diesjährigen Geburtstag nur eine kleine Feier, doch für die Kinder war der Tag doch besonders mit der Staufenberger Puppenbühne. „Im Laufe der Jahre haben sich Betreuung, Erziehung und Bildung kontinuierlich verändert und weiterentwickelt“, erzählte die Kita-Leiterin Sabine Grünewald. „Die Aufgaben und Anforderungen werden immer mehr“.

Inzwischen besuchen die Kinder und Enkelkinder der damaligen Besucher die Einrichtung.

Viele ältere Hemelner erinnern sich noch an ihre Kindergartenzeit und diese Erinnerungen sind nicht nur positiv. Sabine Grünewald hat einige Stimmen von Kindern der ersten Jahre eingefangen: Der Horror in der Anfangszeit war der Besenschrank. Wenn sich Kinder nicht an die Regeln hielten, wurden sie dort eingesperrt.

Auch das Zwangsschlafen haben viele Ehemalige in schlechter Erinnerung. Wenn sie sich unbeobachtet fühlten, haben sie anstelle von Schlafen unter der Bettdecke mit Autos gespielt. Wenn der Vorhang wieder aufgezogen wurde, kam die Erlösung. Wer nach einer Übungszeit das Schleife binden nicht beherrschte, musste alleine in der Küche so lange üben, bis eine Schleife zustande kam. Das Gespött der anderen Kinder traf die Betroffenen besonders hart. „Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei, das Wohl der Kinder steht bei uns oben an“, betonte Grünewald. „Wir sind froh, ein fester Bestandteil der Hemelner Infrastruktur zu sein, und sind dankbar für die gute Zusammenarbeit, Verbundenheit und Anerkennung“.

Und auch sonst hat sich in der Kindertagesstätte Hemeln in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert:

Früher

Die Kinder waren von morgens (8 bis 12 Uhr) bis nachmittags (13 bis 17 Uhr) in der Einrichtung, gingen zum Mittagessen nach Hause und wenn sie kamen, war Schlafen für alle angesagt. In den 80er-Jahren war der Kindergarten nur bis 12 Uhr geöffnet, im Laufe der Jahre wurden die Öffnungszeiten immer wieder verlängert.

Zu Beginn waren 30 Kinder in der Gruppe. Anfang der 90er-Jahre gab es zwei Gruppen mit insgesamt 40 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Zu Höchstzeiten wurden 45 Kinder in zwei Gruppen betreut. Es wurden nur Kinder aufgenommen, die keine Windel mehr benötigten. Im Gruppenraum standen viele Tische und Stühle, sodass die Kinder wenig Platz für Bewegung hatten. Die Milch wurde bis Ende der 80er-Jahre vom Bauernhof in der Nachbarschaft geholt. Wenn es Probleme mit den Kindern gab, wurden die Eltern einbestellt. Waldtage, Waldwochen, Bewegung in der Turnhalle und Schmiertage, an denen sich die Kinder draußen schmutzig machen durften, gab es nicht.

Heute

Die Kinder werden von 7.30 bis 15 Uhr betreut und es wird seit zehn Jahren ein warmes Mittagessen angeboten. Nur einzelne Kinder halten einen Mittagsschlaf. Seit 2003 werden Kinder ab zwei Jahren betreut, davon fünf Wickelkinder.

Zurzeit besuchen 25 Kinder von zwei bis sechs Jahren die Einrichtung. Im Gruppenraum stehen weniger Tische und Stühle, so haben die Kinder Platz für Bewegung. Lerngeschichten kommen bei den Kindern gut an, Entwicklungsgespräche mit den Eltern und Beobachtungsdokumentationen gehören in den Kindergartenalltag. Waldtage, Waldwochen, Bewegung in der Turnhalle und Schmiertage stehen regelmäßig an. Trotz der Veränderungen gibt es noch Spiele, die den gleichen Lernerfolg haben wie vor 60 Jahren, unter anderem Farbspiele, Zahlenspiele, Merk- und Denkspiele.

Das Team besteht aus drei Erzieherinnen, zwei Reinigungs- und Küchenkräften sowie einem Gärtner und Hausmeister.