Pressebericht HNA 29.01.2021

Freitag, 29. Januar 2021, Mündener Allgemeine / Lokales

Schwan wird in Praxis aufgepäppelt

Geschwächtes und verletztes Tier ist in Hemeln gefunden worden

VON PETRA SIEBERT

Schwan in der Praxis: Dr. Katharina Tiersch (rechts) und Tierarzthelferin Lea Eiter behandeln und betreuen den Schwan, damit er wieder zu Kräften kommt. Foto: Petra Siebert

Hemeln – Es war Dienstagmittag. In der Grundschule am Anger war Pause, die Kinder waren auf dem Schulhof, beobachtet von einem Schwan, der sich dicht bei ihnen aufhielt. Zur gleichen Zeit kam eine Hemelner Familie mit dem Auto nach Hause. Die Pause ging zu Ende und als der Schwan die Familie sah watschelte er über die Kreuzung auf der Straße entlang zu ihnen.

Die Tochter lockte den Schwan in den Garten, damit er von der Straße runterkam. Sie animierte ihn zum Fliegen doch die Flugversuche misslangen, das Tier war sichtlich schwach. Drei Stunden und einige Anrufe später kam die Hemelner Feuerwehr, der Schwan wurde mit einer Decke eingefangen und so landete er in der Tierarztpraxis am Feuerteich.

Zwischenzeitlich kam ein Video bei Youtube in Umlauf, da lief dieser Schwan einen Tag zuvor auf dem Tanzwerder an der Scheibe einer Pizzeria auf und ab. „Bereits da muss schon etwas nicht in Ordnung gewesen sein mit ihm, denn das ist ja kein normales Verhalten für einen Schwan“, mutmaßte die Retterin. Die Menschen vor Ort hätten, anstatt zu fotografieren und ein Video zu produzieren, sich lieber der verirrten und hilflosen Kreatur annehmen können, sagt sie.

In der Tierarztpraxis stellte Dr. Sören Düvel eine bakterielle Infektion und eine Verletzung an der Zunge fest. Außerdem war der Höckerschwan sehr geschwächt und kraftlos. Er wog bei Einlieferung nur knapp sechs Kilogramm.

Für den ersten Winter hätte das Tier nach Aussagen der Tierärzte je nach Geschlecht bereits deutlich mehr wiegen müssen. Ein ausgewachsenes Tier wiegt rund 13 Kilogramm. Der Wasservogel bekam sofort Infusionen und Medikamente und am Mittwoch ging es ihm bereits etwas besser. Bei der Visite machte er schon die rassetypischen Fauchgeräusche. „Es scheint sich um einen in diesem Jahr geborenen Schwan zu handeln, denn das Gefieder ist teilweise noch grau-braun, noch nicht rein weiß“, erklärte Dr. Katharina Tiersch aus der Tierarztpraxis am Feuerteich.

„Ob der Höckerschwan männlich oder weiblich ist, kann schlecht bestimmt werden, denn sie haben keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus“, so Dr. Düvel. „Zudem ist das Tier noch nicht ausgewachsen, sodass der typischerweise stärker ausgeprägte Höcker der männlichen Tiere noch nicht ausgeprägt ist“.

Zu fressen bekommt der Schwan Gras, Wasserpflanzen und Getreide. Seinen täglichen Bedarf an Nährstoffen erhält er weiterhin über Infusionen, da er noch nicht ausreichend frisst.

Bis er wieder genesen ist, werden noch einige Tage vergehen. So lange wird er in der Tierarztpraxis versorgt. Danach kommt er in das Auswilderungsgehege und bleibt dort bis zum Frühjahr unter Beobachtung. Dann wird der Schwan an die Weser gebracht und kann sich seinen Artgenossen anschließen.

Auf die Frage, wer denn für die Behandlung eines Wildtieres die Kosten trägt, sagte Dr. Tiersch, dass im Normalfall das Ordnungsamt dafür zuständig sei oder gegebenenfalls Jagdpächter. „In diesem Fall wird die Tierarztpraxis die Kosten übernehmen“.