Pressebericht HNA 16.05.2024

Donnerstag, 16. Mai 2024, Mündener Allgemeine / Lokales

Forstamtsleiter sieht Wald auf gutem Weg

Dr. Christof Oldenburg von den Landesforsten über Aufforstungen und Baumbestände

VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN

Seit März im Amt: Dr. Christof Oldenburg, Leiter des Forstamtes Münden der Niedersächsischen Landesforsten. Unser Bild zeigt ihn im Garten des Forstamtes in Hemeln neben einer Infotafel zu Streuobstwiesen. Foto: Christian Mühlhausen

Hemeln – Es ist gut bestellt um die Wälder in der Region. Dieses Fazit zieht Dr. Christof Oldenburg, neuer Leiter des Forstamtes Münden (mit Sitz in Hemeln) im Gespräch mit unserer Zeitung. Wie im vergangenen Herbst berichtet, hatte der 51-Jährige das Forstamt im Juli 2023 zunächst kommissarisch übernommen, seit März 2024 ist der promovierte Forstwirt, der mit seiner Familie in Göttingen lebt, fester Leiter des Amtes.

Die Stürme der vergangenen Jahre, gefolgt von der größten Borkenkäferplage der vergangenen Jahrzehnte, haben ihre Spuren hinterlassen in den Forsten rund um die Dreiflüssestadt. Es gibt kaum noch einen größeren, gesunden Fichtenbestand. Es seien jedoch keine riesengroßen Kahlflächen entstanden wie in anderen Waldgebieten, da hier viele Bestände bereits zu Mischwäldern umgebaut waren, wo beispielsweise über Jahre kontinuierlich etwa Buchen unter die Fichtenbäume angepflanzt wurden, sagt Oldenburg.

Bezüglich der Schadflächen sagt er: „Das meiste ist bereits wieder mit standortgerechten Baumarten aufgeforstet worden, ergänzt durch natürliche Ansamung. Da haben meine Vorgänger, allen voran der verstorbene Amtsleiter Dr. Schmidt-Langenhorst, schnell gehandelt und ganze Arbeit geleistet“, sagt Oldenburg. Seien dennoch Freiflächen entstanden, habe das die Möglichkeit eröffnet, dort zusätzliche, besonders lichtbedürftige Arten anzupflanzen wie die Eiche und die Lärche.

„Unsere Aufgabe in den nächsten Jahren wird jetzt sein, diese bunt gemischten Jungbestände zu pflegen und zu entwickeln.“ Eine Mammutaufgabe, die das ganze Team von rund 50 Mitarbeitern im Forstamt – darunter zehn Försterinnen und Förster – zu stemmen hat. „Aber das packen wir, wir haben hier eine tolle, junge Mannschaft“, stellt Oldenburg nach den ersten Monaten im Dienst fest. Ihm ist der persönliche Austausch wichtig, weshalb ihm neben Telefon und Weiterbildung per Videokonferenz auch die regelmäßige große Dienstbesprechung im Forstamt ein Anliegen ist.

Am Forstamt Münden gefalle ihm auch, dass es durch den ländlichen Raum geprägt sei: „Hier hat man im Gegensatz zu manchen Ballungsräumen noch ein ausgeprägtes Verständnis für die Waldnutzung, das macht uns die Arbeit ein Stück weit leichter“, stellt der gebürtige Mecklenburger fest, der nach seinem Studium in Sachsen sein Referendariat in Thüringen absolvierte.

Besonders betont er die zahlreichen Forstgenossenschaften in der Region, die ein wichtiges Bindeglied zwischen Bevölkerung und Wald in den Dörfern seien. Ein gutes Zeugnis stellt er auch der Bejagung der Landeswälder aus, das Wald-Wild-Verhältnis sei überwiegend im Einklang, die Rehwildbestände und auch die des Rotwildes weitestgehend auf einem „waldverträglichen Niveau“, also ohne zu großen Verbiss an jungen Waldbäumen: „Es gelingt uns, die wichtigsten Baumarten ohne Schutzzäune groß zu bekommen.“

Südniedersachsens Wälder auf ihren unterschiedlichen Standorten beherbergen auch einen großen Naturschatz, in ihm liegen wichtige FFH-Schutzgebiete. Das Naturwaldreservat Totenberg am Rande des Niemetals sei schon seit vielen Jahren ungenutzt und ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie sehr sich die Forstwirtschaft für den Naturschutz stark mache. Im ländlichen Raum ist die Nutzung von Holz zu Heizzwecken stark verbreitet und beliebt.

„In den Niedersächsischen Landesforsten gilt, dass die stoffliche Nutzung, also beispielsweise für die Herstellung von Holzprodukten, Vorrang hat vor der energetischen Nutzung“, stellt Oldenburg klar.

Dennoch gebe es viele Holzsortimente, für die nur eine energetische Nutzung infrage käme. „Da bedienen wir natürlich gern die örtliche Nachfrage, die ist seit Jahren stabil auf hohem Niveau.“ Man habe aber kein Interesse, große Mengen Brennholz an überregional agierende Händler zu verkaufen, sondern man wolle die Menschen vor Ort bedienen, habe daher auch eine maximale Menge von 15 Raummeter Holz pro Kunde und Jahr festgelegt.

Seit 1. Januar habe man bereits 1400 Festmeter verkauft, der Preis liege derzeit bei 75 Euro pro Festmeter für geschlagenes und am Wegrand gepoltertes Holz.

Als ein an Forstgeschichte besonders interessierter Förster liegt Oldenburg der Botanische Garten in Hann. Münden, „ein Juwel, das letzte Überbleibsel der Forstakademie, der langjährigen Forstausbildung in Münden“, besonders am Herzen. Mit dem Förderverein des Gartens stimme man gerade die neue Eingangstafel ab, aus mehreren Bäumen müsste aus Sicherheitsgründen Totholz entfernt werden, Oldenburg spricht von einer „Grundinstandsetzung“ „Wir machen das gerne, haben davon aber keinerlei Einnahmen, dafür hohe Kosten – wir müssen dort immer wieder für ein Budget kämpfen und natürlich müssen wir das Geld an anderer Stelle, somit beim Holzverkauf, verdienen.“ Ähnliches gelte für das Arboretum Habichtsborn bei Escherode.

Und sein Lieblingsort im Forstamt? Er jage in einem Bereich in der alten Försterei Bursfelde, dort gebe es wunderschöne Buchenbestände – und eine entspannende Ruhe, die durch nichts zu ersetzen sei.